Hat der Steu­er­pflich­ti­ge Ver­lus­te aus sei­ner Pho­to­vol­ta­ik-Anla­ge hin­ge­nom­men, weil der selbst erzeug­te Strom finan­zi­ell deut­lich güns­ti­ger ist als der von einem Fremd­an­bie­ter, han­delt es sich um per­sön­li­che Grün­de, die außer­halb der steu­er­lich rele­van­ten Ein­künf­tesphä­re lie­gen. Die Ver­lus­te sind dann ein­kom­men­steu­er­recht­lich der Pri­vat­sphä­re zuzu­ord­nen (= Lieb­ha­be­rei). Das gilt ins­be­son­de­re dann, wenn der Steu­er­pflich­ti­ge einen recht hohen Strom­ver­brauch hat und auf die­se Wei­se Geld spa­ren will.

Pra­xis-Bei­spiel:
Der Klä­ger hat­te ein Zwei­fa­mi­li­en­haus erwor­ben. Das Erd­ge­schoss war an den Bru­der des Klä­gers ver­mie­tet, die Woh­nung im Ober­ge­schoss wur­de unent­gelt­lich an die Eltern des Klä­gers über­las­sen, im Dach­ge­schoss wohn­te der Klä­ger selbst. Auf dem Dach des Hau­ses instal­lier­te der Klä­ger eine Pho­to­vol­ta­ik-Anla­ge. Zur Finan­zie­rung der Kos­ten hat­te der Klä­ger ein Dar­le­hen aufgenommen.

In sei­ner Ein­kom­men­steu­er­erklä­rung 2018 mach­te der Klä­ger einen Ver­lust aus dem Betrieb der Pho­to­vol­ta­ik-Anla­ge durch Bil­dung eines Inves­ti­ti­ons­ab­zugs­be­trags gel­tend. Laut sei­ner Ein­kom­men­steu­er­erklä­rung 2019 erziel­te der Klä­ger in die­sem Jahr einen Ver­lust. In sei­ner Ein­nah­me-Über­schuss-Rech­nung 2020 ermit­tel­te der Klä­ger einen Gewinn aus der Pho­to­vol­ta­ik-Anla­ge. Bei der Ver­an­la­gung zur Ein­kom­men­steu­er des Jah­res 2020 erstell­te das Finanz­amt eine Total­ge­winn­pro­gno­se und ermit­tel­te einen Total­ver­lust. Im Ein­kom­men­steu­er­be­scheid für 2020 wur­de der erklär­te Gewinn unter Ver­weis auf die Total­ge­winn­pro­gno­se nicht ange­setzt. Am glei­chen Tag änder­te das Finanz­amt die Ein­kom­men­steu­er­be­schei­de für 2018 und 2019 und berück­sich­tig­te die bis­lang ange­setz­ten Ver­lus­te aus der Pho­to­vol­ta­ik-Anla­ge eben­falls nicht mehr.

Das Finanz­ge­richt folgt der Ent­schei­dung des Finanz­amts. Ergibt sich in einer Gesamt­be­trach­tung der tech­ni­schen und ver­trag­li­chen Vor­aus­set­zun­gen des Betriebs einer Pho­to­vol­ta­ik­an­la­ge als gesi­cher­te Grund­la­ge der gewerb­li­chen Tätig­keit ein Zeit­raum von 20 Jah­ren, so ist die­ser bei einer Total­ge­winn­pro­gno­se zugrun­de zu legen. Dies gilt ins­be­son­de­re dann, wenn sich auch bei einem Pro­gno­se­zeit­raum von 30 Jah­ren kein Gewinn erwar­ten lässt.

Quelle:Finanzgerichte | Urteil | FG Baden-Würt­tem­berg, 10 K 646/22 | 02-11-2023