Steu­er­freie Zuschüs­se der gesetz­li­chen Ren­ten­ver­si­che­rung zur Kran­ken­ver­si­che­rung min­dern die als Son­der­aus­ga­ben abzugs­fä­hi­gen Bei­trä­ge eines Rent­ners. Bei­trags­er­stat­tun­gen der Deut­schen Ren­ten­ver­si­che­rung sind als "ande­re Leis­tun­gen" steu­er­frei. Sie kön­nen des­halb kei­ne "nega­ti­ve Son­der­aus­ga­ben" sein.

Pra­xis-Bei­spiel:
Der Klä­ger bezog Leis­tun­gen aus der gesetz­li­chen Ren­ten­ver­si­che­rung. Da er pri­vat kran­ken- und pfle­ge­ver­si­chert ist, erhielt er Bei­trags­zu­schüs­se der gesetz­li­chen Ren­ten­ver­si­che­rung. Auf­grund einer rück­wir­ken­den Bewil­li­gung für 6 Jah­re über­stie­gen die Bei­trags­zu­schüs­se die gezahl­ten Basis­vor­sor­ge­bei­trä­ge zur Kran­ken- und Pfle­ge­ver­si­che­rung im Jahr 2019. Das Finanz­amt rech­ne­te den Erstat­tungs­über­hang dem Gesamt­be­trag der Ein­künf­te hinzu. 

Die Klä­ger waren der Auf­fas­sung, dass die Zuschüs­se nicht zu berück­sich­ti­gen sind, weil der Kran­ken­ver­si­che­rungs­zu­schuss steu­er­frei ist. Somit lie­ge kei­ne Bei­trags­er­mä­ßi­gung der Kran­ken­ver­si­che­rung vor. Es gebe kei­ne gesetz­li­che Grund­la­ge dafür, dass steu­er­frei gezahl­te Zuschüs­se des Ren­ten­ver­si­che­rungs­trä­gers einen Son­der­aus­ga­ben­ab­zug schmä­lern. Wenn der Gesetz­ge­ber eine Steu­er­be­frei­ungs­vor­schrift instal­liert, ist es nicht zuläs­sig, sol­che Ein­nah­men bei steu­er­lich abzugs­fä­hi­gen Auf­wen­dun­gen zu kürzen.

Das Nie­der­säch­si­sche Finanz­ge­richt ist ande­rer Auf­fas­sung. Ein steu­er­frei­er Zuschuss, den der Steu­er­pflich­ti­ge für geleis­te­ten Auf­wen­dun­gen zur Basis­vor­sor­ge ande­rer Ver­an­la­gungs­zeit­räu­me erhält, ist den erstat­te­ten Auf­wen­dun­gen gleich­zu­stel­len. Über­stei­gen die im Ver­an­la­gungs­zeit­raum erstat­te­ten Auf­wen­dun­gen die geleis­te­ten Auf­wen­dun­gen, ergibt sich ein Erstat­tungs­über­hang, der mit ande­ren anzu­set­zen­den Auf­wen­dun­gen zu ver­rech­nen ist. Ein ver­blei­ben­der Erstat­tungs­über­hang müs­se daher dem Gesamt­be­trag der Ein­künf­te hin­zu­ge­rech­net werden.

Der Begriff "erstat­te­te Auf­wen­dun­gen" sei weit aus­zu­le­gen. Der für zurück­lie­gen­de Jah­re nach­ge­zahl­te Zuschuss zur Kran­ken­ver­si­che­rung gehö­re daher zu den erstat­te­ten Auf­wen­dun­gen und sei von den geleis­te­ten Kran­ken­ver­si­che­rungs­bei­trä­gen abzu­zie­hen. Dass, wor­auf sich die Klä­ger beru­fen, "steu­er­freie Ein­nah­men nicht zu einer steu­er­li­chen Belas­tung bei steu­er­lich abzugs­fä­hi­gen Auf­wen­dun­gen füh­ren" könn­ten, sei unzu­tref­fend. Die gesetz­li­che Rege­lung tref­fe hier­zu eine ande­re Bestimmung.

Hin­weis: Hier­zu ist beim BFH ein Revi­si­ons­ver­fah­ren anhän­gig (Az. beim BFH: X R 11/25). Der BFH hat nun­mehr fol­gen­de Rechts­fra­ge zu klä­ren: Min­dern die Zuschüs­se der gesetz­li­chen Ren­ten­ver­si­che­rung zu den Auf­wen­dun­gen eines Rent­ners für sei­ne pri­va­te Kran­ken­ver­si­che­rung die abzieh­ba­ren Son­der­aus­ga­ben oder ist die Ein­ord­nung die­ser Zuschüs­se als steu­er­ba­re, aber steu­er­freie Ein­nah­me sys­te­ma­tisch vor­ran­gig, sodass der Anwen­dungs­be­reich hin­sicht­lich der Son­der­aus­ga­ben nicht eröff­net ist.

Fazit: In ver­gleich­ba­ren Fäl­len soll­te Ein­spruch ein­ge­legt und eine Aus­set­zung des Ver­fah­rens bis zur Ent­schei­dung durch den BFH bean­tragt werden.

Quelle:Finanzgerichte | Urteil | FG Nie­der­sach­sen, 4 K 21/22 | 09-07-2024