Durch das Moder­ni­sie­rungs­ge­setz von Per­so­nen­ge­sell­schaf­ten (MoPeG) ist ins­be­son­de­re das Recht der Gesell­schaft bür­ger­li­chen Rechts (GbR) mit Wir­kung ab 1.1.2024 kon­so­li­diert und kon­se­quent am Leitbild 

  • einer auf gewis­se Dau­er ange­leg­ten und
  • mit eige­nen Rech­ten und Pflich­ten ausgestatteten

Per­so­nen­ge­sell­schaft aus­ge­rich­tet worden.

Die GbR wur­de dabei als Grund­form aller rechts­fä­hi­gen Per­so­nen­ge­sell­schaf­ten aus­ge­stal­tet und das Recht der Per­so­nen­ge­sell­schaft an die Bedürf­nis­se eines moder­nen Wirt­schafts­le­bens ange­passt. Die GbR kann jetzt entweder 

  • selbst Rech­te erwer­ben und Ver­bind­lich­kei­ten ein­ge­hen, wenn sie nach dem gemein­sa­men Wil­len der Gesell­schaf­ter am Rechts­ver­kehr teil­neh­men soll (= rechts­fä­hi­ge Gesell­schaft), oder
  • sie kann den Gesell­schaf­tern zur Aus­ge­stal­tung ihres Rechts­ver­hält­nis­ses unter­ein­an­der die­nen (nicht rechts­fä­hi­ge Gesell­schaft). Eine nicht rechts­fä­hi­ge GbR hat als blo­ßes Schuld­ver­hält­nis zwi­schen den Gesell­schaf­tern ohne Außen­wir­kung kein Ver­mö­gen und kei­ne gesetz­li­chen Vertreter.

Bei einer rechts­fä­hi­gen GbR gehö­ren die Bei­trä­ge der Gesell­schaf­ter sowie die erwor­be­nen Rech­te und die gegen sie begrün­de­ten Ver­bind­lich­kei­ten zum Ver­mö­gen der Gesell­schaft. Als Kon­se­quenz aus der recht­li­chen Ver­selb­stän­di­gung der rechts­fä­hi­gen GbR wur­de die Ver­tre­tungs­be­fug­nis von der Geschäfts­füh­rungs­be­fug­nis ent­kop­pelt. Im Ver­hält­nis zu Drit­ten ent­steht die rechts­fä­hi­ge GbR, sobald sie mit Zustim­mung sämt­li­cher Gesell­schaf­ter am Rechts­ver­kehr teil­nimmt, spä­tes­tens aber mit ihrer Ein­tra­gung im Gesellschaftsregister.

Bei rechts­fä­hi­gen Per­so­nen­ver­ei­ni­gun­gen sind die Steu­er­be­schei­de und Steu­er­mess­be­schei­de an die Per­so­nen­ver­ei­ni­gung selbst zu rich­ten, wenn sie Steu­er­schuld­ner ist. Dies gilt z.B. für

  • die Umsatz­steu­er
  • die Gewer­be­steu­er ein­schließ­lich der Fest­set­zung des Mess­be­trags und der Zerlegung
  • die Kraft­fahr­zeug­steu­er, wenn das Fahr­zeug für die rechts­fä­hi­ge Per­so­nen­ver­ei­ni­gung zum Ver­kehr zuge­las­sen ist
  • die pau­scha­le Lohnsteuer
  • die Fest­set­zung des Grund­steu­er­mess­be­trags, wenn der rechts­fä­hi­gen Per­so­nen­ver­ei­ni­gung der Steu­er­ge­gen­stand zuge­rech­net wor­den ist
  • die Grund­er­werb­steu­er, soweit zivil­recht­lich (bei unge­teil­ter Erben­ge­mein­schaft) oder steu­er­lich Gesamt­hand­sei­gen­tum besteht (ins­be­son­de­re bei GbR, OHG und KG)
  • Haf­tungs­be­schei­de für Steuerabzugsbeträge

Nicht rechts­fä­hi­ge Per­so­nen­ver­ei­ni­gun­gen: Hier kann sich die Finanz­be­hör­de unmit­tel­bar an jedes Mit­glied, jeden Gesell­schaf­ter oder jeden Gemein­schaf­ter hal­ten. Die Finanz­be­hör­de kann aber auch meh­re­re oder alle Mit­glie­der, Gesell­schaf­ter oder Gemein­schaf­ter zugleich zur Pflicht­er­fül­lung auffordern.

Quelle:BMF-Schreiben | Ver­öf­fent­li­chung | IV D 1 – S 0062/23/10005 :001 | 27-12-2023