Nach der Rechts­la­ge ab 2010 sind Bei­trä­ge zur Basis-Kran­ken­ver­si­che­rung, die zur Erlan­gung eines sozi­al­hil­fe­glei­chen Ver­sor­gungs­ni­veaus erfor­der­lich ist, und zur gesetz­li­chen Pfle­ge­ver­si­che­rung in vol­ler Höhe als Son­der­aus­ga­ben abziehbar.

Auf­wen­dun­gen für einen dar­über­hin­aus­ge­hen­den Kran­ken- oder Pfle­ge­ver­si­che­rungs­schutz und sons­ti­ge Vor­sor­ge­auf­wen­dun­gen mit Aus­nah­me von Alters­vor­sor­ge­bei­trä­gen (also z. B. Arbeits­lo­sen-, Unfall-, Erwerbs­un­fä­hig­keits-, Haft­pflicht- und Risi­ko­ver­si­che­run­gen) sind nur im Rah­men eines gemein­sa­men Höchst­be­trags steu­er­lich berück­sich­ti­gungs­fä­hig, der aller­dings regel­mä­ßig bereits durch die Bei­trä­ge zur Basis­ab­si­che­rung aus­ge­schöpft wird.

Pra­xis-Bei­spiel:
Die Klä­ger hat­ten jeweils eine frei­wil­li­ge pri­va­te Pfle­ge­zu­satz­ver­si­che­rung abge­schlos­sen, mit der sie die finan­zi­el­len Lücken der gesetz­li­chen Pfle­ge­ver­si­che­rung schlie­ßen woll­ten, die sich im Fal­le dau­ern­der Pfle­ge­be­dürf­tig­keit vor allem bei höhe­ren Pfle­ge­gra­den ergä­ben. Die Bei­trä­ge blie­ben im Rah­men der Ein­kom­men­steu­er­ver­an­la­gung auf­grund der ander­wei­ti­gen Aus­schöp­fung des Höchst­be­trags ohne steu­er­li­che Aus­wir­kung. Hier­ge­gen wand­ten sich die Klä­ger und mach­ten gel­tend: So, wie der Sozi­al­hil­fe­trä­ger die Heim­pfle­ge­kos­ten des Sozi­al­hil­fe­emp­fän­gers über­neh­me, müss­ten auch die Bei­trä­ge für ihre Zusatz­ver­si­che­run­gen, die ledig­lich das sozi­al­hil­fe­glei­che Ver­sor­gungs­ni­veau im Bereich der Pfle­ge gewähr­leis­te­ten, zur Wah­rung der Steu­er­frei­heit des Exis­tenz­mi­ni­mums ein­kom­men­steu­er­recht­lich berück­sich­tigt werden.

Der BFH hat die gesetz­li­che Beschrän­kung des Son­der­aus­ga­ben­ab­zugs für ver­fas­sungs­ge­mäß erach­tet und von einer Vor­la­ge an das Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt abge­se­hen. Der BFH begrün­det dies unter ande­rem damit, dass der Gesetz­ge­ber die gesetz­li­chen Pfle­ge­ver­si­che­run­gen bewusst und in ver­fas­sungs­recht­lich zuläs­si­ger Wei­se ledig­lich als Teil­ab­si­che­rung des Risi­kos der Pfle­ge­be­dürf­tig­keit aus­ge­stal­tet hat. Kos­ten, die nicht durch die gesetz­li­che Pfle­ge­ver­si­che­rung abge­deckt sind, sind daher in ers­ter Linie durch Eigen­an­tei­le der pfle­ge­be­dürf­ti­gen Per­so­nen aus ihren Ein­kom­men oder ihrem Ver­mö­gen aufzubringen.

Kon­se­quenz ist, dass für den Gesetz­ge­ber kei­ne ver­fas­sungs­recht­li­che Pflicht besteht, Leis­tun­gen steu­er­lich zu för­dern und inso­weit mit­zu­fi­nan­zie­ren, als sie über das Teil­leis­tungs­sys­tem hin­aus­ge­hen. Das Prin­zip der Steu­er­frei­heit des Exis­tenz­mi­ni­mums erfor­dert ledig­lich, dass der Staat die Bei­trä­ge für Pfle­ge­ver­si­che­run­gen steu­er­lich frei­stel­len muss, die der Gesetz­ge­ber als ver­pflich­ten­de Vor­sor­ge ansieht und die nicht über das sozi­al­hil­fe­recht­li­che Niveau hin­aus­ge­hen. Frei­wil­li­ge pri­va­te Pfle­ge­zu­satz­ver­si­che­run­gen erfül­len die­se Vor­aus­set­zung nicht.

Quelle:BFH | Urteil | X R 10/20 | 23-07-2025